Wenn Entwicklung ins Stocken gerät…

Baba Eugine ist Pionier aus eigener Initiative. Er ist mit seiner Frau und seinem sechs Jahre alten Sohn vor knapp drei Monaten, nach Abschluss eines einjährigen Kurses in konservierende Landwirtschat, nach Mtua Longa gezogen, um hier sein eigenes kleines nachhaltiges Agribusiness zu starten, und die Methoden, durch die sich die Erträge steigern lassen, den Kleinbauern zu unterrichten.

Mama Eugene hat am Markt einen sehr kleinen Laden, in dem sie Stoffe und und Secondb-Hand-Kleidung verkauft. Sie schneidert auch. Aber das Geschäft geht nicht gut, die Menschen haben nur für das Nötigste Geld, besonders jetzt im Januar, wo die Schule beginnt und auf die Familien zusätzliche Kosten zukommen für Schuluniformen, Hefte und Stifte. Das bringt viele Familien an den Rand. Es ist ein Teufelskreis.

Baba Eugene hat zwei Felder gepachtet. Eines ist eine Stunde zu Fuß entfernt. Mit den Motorrad ginge es schneller, aber er kann sich keins leisten. Das andere Feld erreichen wir in fünf Minuten zu Fuß. Es ist ungefähr 60 Mal 30 Meter groß.

Er hat die Erde in langen Reihen aufgehäufelt, denn das Feld weist ein Gefälle auf und das Regenwasser würde sonst Mutterboden und Keimlinge wegspülen. So jedoch kann sich Regenwasser in den Furchen zwischen den Reihen ansammeln und den Boden auch nach dem Regen befeuchten.
Er hat unter anderem Süßkartoffeln und Auberginen gesäht und es sieht vielversprechend aus, denn der Boden ist bedeutend besser als bei uns in Mchinga.

Unterstützung von der Ausbildungsstätte gab es nicht viel. Gerade mal 850 Euro. Davon musste der Umzug bezahlt, die Grundausstattung gekauft, die Wohnung gemietet, die Pacht und die Miete für den kleinen Laden bezahlt und der Lebensunterhalt bestritten werden. Aber es reicht nicht, und es dauert noch mindestens zwei Monate bis zum ersten Mal geerntet werden kann. Ihre Heimatgemeinde versucht ihr Bestes, hat aber auch nicht genug Mittel.

Wir werden zum Mittagessen eingeladen. Es gibt Reis und eine Gemüsemischung mit Süßkartoffeln. Es schmeckt hervorragend.
Wir reden über das Dorf, die Nachbarn, Eugenes Schularbeiten. Wir erfahren, dass hier außer Mango und einigen Bananen kein Obst angebaut wird und es in den nächsten größeren Ortschaften zu kaufen, ist sehr teuer. Baba Eugene fragt, ob wir helfen können. Man habe ihm gesagt, dass wenn er Geld brauche, er sich an uns wenden solle. Und er beginnt aufzuzählen: Naturdünger, Saatgut, und so weiter. Aber ich muss ihm erklären, dass wir nicht den Auftrag und das Budget haben, Geld zu verteilen, sondern auszubilden und über den Fortgang des Landwirtschaftsprojekts zu berichten.
Die Enttäuschung ist deutlich zu sehen.

Hier sehen die meisten Menschen nicht, dass das Geben von Geld alleine nicht weiter hilft. Diesen Fehler haben wir in den Industrienationen über Jahrzehnte in der Entwicklungshilfe gemacht, und die Menschen haben sich daran gewöhnt.
Na klar, es muß geholfen werden. Aber wir brauchen hier einen umfassenderen Ansatz. Ausbildung in erwerbssteigernden, nachhaltiger Landwirtschaft ist eine Sache. Aber es müssen auch Märkte erschlossen werden,wo ein Bedarf ist für die Produkte, die Produkte müssen dem Bedarf angepasst werden, und es müssen neue Sekundärprodukte entwickelt werden. Drittens, die Infrastruktur, das Transportwesen muss verbessert werden. Braucht am Anfang auch Investitionen, aber letztendlich bringt es Abläufe in Gang, die sich selbst tragen – und Menschen den Lebensunterhalt sichern. Und dafür ist dringende Hilfe notwendig

Da klingt es auch hohl, wenn man den Betroffenen sagt, „Vertrau auf Gott, er wird Dir helfen.“ Traurig einerseits, verärgert über die Situation andererseits fahren wir zurück nach Lindi.
Wir hoffen, dass diese junge Familie ausreichend Durchhaltevermögen hat, dass ihre Heimatgemeinde einen Weg findet, sie zu unterstützen, und dass es letztendlich gelingt.

Fotos ©2023 Alexander und Evelyn Breitenbach
Leave a Reply
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.