Überlandfahrt

Das öffentliche Verkehrsnetz in Tansania funktioniert anders als in Europa, aber es funktioniert gut. Und so hatten wir uns entschlossen, unsere nächste Reise nach Dar es Salaam im Bus anzutreten. Das ist entspannter. Unser Pastor fuhr uns früh am Morgen zum Busbahnhof. Zwanzig Minuten vor der Abfahrt merkte ich: Telefon vergessen. Mit dam Motorrad-Taxi zurück nach Hause. „Haraka!“, mach schnell! hatte ich ihm gesagt. Hat noch geklappt, weil der Bus Verspätung hatte.
Wir hatten VIP-Plätze gebucht. Die sind in einem Abteil direkt hinter dem Fahrer und bieten mehr Platz und Beinfreiheit. Außerdem gibt es Musikvideos und Spielfilme zu sehen. Mitunter gibt es auch einen USB Port zum Aufladen von Telefonen.
Auch wenn es keinen Speisen- und Getränkeservice an Bord gibt, so wird für das leibliche Wohl gesorgt. Der Bus hält unterwegs entweder an Rastplätzen an, oder er nimmt Straßenhändler auf und nimmt sie einige Kilometer mit, lange genung, dass sie ohne Hast im Bus ihre Waren anbieten können. Da gibt es zum Beispiel gekochte Maiskolben, verschiedenes Gebäck, Bananen oder anderes Obst sowie Getränke zu kaufen.

Die Busse fahren zügig. 100, 120, manchmal sogar 130 km/h schnell. Auf der Landstraße. Wir hatten uns diesmal für ein anderes Unternehmen entschieden. Höchstgeschwindigkeit 85 bis 90 km/h, was näher am zulässigen Limit ist. Allerdings fuhr der Fahrer diese Geschwindigkeit oft auch durch geschlossene Ortschaften. Dafür benutzte er ausgiebig die Hupe. Wer dann nicht beiseite „huppt“, hat schlechte Karten.

Geht es am Busbahnhof in Lindi noch beschaulich zu, ist Temeke oder Rangi Tatu in Dar es Salaam das krasse Gegenteil. Taxifahrer, Motorrad-Taxis (Pikipiki), viele kleinere Busse (Daladala), jede Menge Reisende und Leute, die Reiseproviant verkaufen, sich geschäftig zwischen den Bussen hindurchschlängeln, um den richtigen Bus zu finden, bei dem sie ein Paket oder Päckchen aufgeben können. Einer mit einem Bündel Zettel unter dem Arm bietet uns seine Dienste an für unser Gepäck. Ich merkte dann, dass die Zettel Teil seiner „Arbeitsausstattung“ sind. Er sieht dann „offiziell“ aus, kassiert aber dann Trinkgeld. Ihm sei’s gegönnt.

Die Landschaften, durch die wir fahren, sind abwechslungsreich, manchmal hügelig, manchmal flach. Ein Höhepunkt der Fahrt ist die Überquerung des Rufiji-Rivers.

Auf der Rückfahrt eine Woche später fuhren wir mit dem Mittagsbus und kamen im letzten Drittel der Fahrt in die Nacht hinein. Es ist ein Erlebnis, durch Afrikas Landschaft bei untergehender Sonne zu fahren. Alles ist in goldgelbes Licht getaucht.

Aber es wurde schnell dunkel und es wurde mir wieder bewusst, wie gefährlich Nachtfahrten sind, denn man sieht Fußgänger und Radfahrer erst im letzten Moment.

Ich bewundere unseren Busfahrer, der es gelassen nimmt und uns sicher nach Lindi zurückgebracht hat.
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