Sich der Herausforderung stellen

John (*
Am Anfang dieser Woche haben wir John besucht, der nach seinem Training für nachhaltige Landwirtschaft bei Kilimo Timilifu in ein Dorf in der Küstenregion gezogen ist, um dort von Null an zu starten. Wir erreichten das Dorf nach einer Stunde Fahrt über eine unbefestigte Straße. Wir hatten Glück gehabt, es hatte in den Tagen davor kaum geregnet. Sonst wäre unsere Fahrt auf der matschigen Straße eine Rutschpartie geworden.

Wir wurden von John und seiner Familie freudig begrüßt und er zeigte uns seine Farm. Alles ist sauber und aufgeräumt. Auf dem Feld stehen Cashew-Bäume, davor hat er Sonnenblumen angebaut und dazwischen Erdnüsse gepflanzt, um die Fläche gut auszunutzen. Cashew, Sonnenblumenkerne und Erdnüsse sind begehrt und wenn die Ernte gut wird, bringen sie einen guten Erlös.

Kilimo Timilifu hat John für den Anfang das Haus mit 0,4 ha Land zur Verfügung gestellt, das hilft enorm, aber langfristig reicht das nicht, um ein effizientes nachhaltiges Agrobusiness aufzubauen, denn John lebt hier mit seiner Frau und neun Kindern.
„John,“ fragte ich ihn, „Du bist vor einem halben Jahr hierher gezogen. Was sind die Herausforderungen, denen Du begegnest?“

„Wir konnten im letzten November, als wir hier ankamen, noch nicht mit nachhaltiger Landwirtschaft beginnen, denn das geschnittene Gras, das wir zum Abdecken des Ackerbodens brauchen, war von den Landwirten hier schon verbrannt worden. Also haben wir auf dem sandigen, nicht ergiebigen Boden Sonnenblumen und Erdnüsse angebaut. Erdnusspflanzen kommen mit dem Boden gut zurecht, aber für die Sonnenblumen wird’s vielleicht im kommenden Jahr erst besser, wenn wir den Boden biologish düngen können. Hinzu kommt, dass wir im November und Dezember zuwenig Regen hatten. Faktoren, die die Ernte nicht gut werden lassen.
Das aber stellt mich vor weitere Herausforderungen, denn das Schulgeld und die Schuluniformen für die Kinder müssen bezahlt werden.“
Eine seiner älteren Töchter hat eine Computer-Ausbildung abgeschlossen, aber, so sagte er, es fehle im Moment am Kapital, um einen kleinen Schreibwarenladen zu eröffnen, in dem sie Schreib-, Kopier- und Ausdruckdienstleistungen anbieten könne.
John kann hart arbeiten. Er möchte seine Farm erweitern und auch einen Gemüsegarten einrichten. Der Boden ist hier in der Gegend für einen Garten aber nicht zu gebrauchen. In 60 km Entfernung hat er geeignetes Land in Aussicht, aber das letzte Stück ist nur zu Fuß zu erreichen.
„Warum bist Du denn ausgerechnet hierher gezogen, Du wustest doch, dass die Voraussetzungen schwierig sind?“ wollte ich von ihm wissen.

„Die Menschen hier brauchen Hilfe, in zweierlei Hinsicht. Zum einen arbeiten sie mit traditionellen Anbaumethoden unter den selben schwierigen Umständen: schlechtes Ackerland und zu wenig Regen, und sie haben entsprechend schlechte Erträge. Dadurch, dass ich konsequent nachhaltige Landwirtschaft betreibe, will ich meine Nachbarn ermutigen, diese Methoden – wie das Abdecken des Bodens, Verwenden von Naturdünger, den Anbau bestimmter Nutzpflanzen, auch anzuwenden, um den Boden zu verbessern, um dadurch auch höhere Erträge zu erzielen und ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern. Und sie werden neugierig. Sie besuchen mich, und wir sprechen über Anbaumethoden. Ich hoffe, sie nehmen es an und praktizieren es auf ihrer eigenen Farm.
Ja, und dann wünsche ich mir, zweitens, dass die Menschen, die zu allermeist Jesus nicht kennen, ihn kennenlernen. Meine Familie und ich leben unseren Glauben – und sie sehen und hören es.“
Wir alle stimmten ein Lied an: „Mungu ni pendo…“ – Gott ist die Liebe. Die Fenster haben hier kein Glas, dadurch warn das Lied weithin zu hören.
Ich bewundere den Mut von John und seiner Frau und bin zuversichtlich, dass sich im Dorf Dinge zum Besseren ändern werden.

*) Namen von der Redaktion geändert.
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