Lebender Hund ist besser als ein toter Löwe

Alexander und Bula

Oberhalb der Stadt mit Blick auf Lindi Bay (Foto: Evelyn Breitenbach)

Wir haben einen Hund - wenn auch nur zur Betreuung. Einen lebendigen. Vorher wäre mir ein toter Löwe lieber gewesen, denn Haustiere schienen mir zu unberechenbar. Ein toter Löwe (ausgestopft oder als Stofftier) schien mir da umgänglicher.

Bula ist Bullterrier-Rüde. Besonders hübsch schien er uns anfangs nicht. Auch unsere Freunde fanden ihn nicht schön. Aber nun ist er da. Wir haben uns schnell an ihn gewöhnt - und er sich an uns. Wenn wir nach Hause zurück kommen, ist er ganz aufgeregt, kommt zum Tor, bellt, wedelt mit dem Schwanz und drängt durch das Tor, wenn ich es öffne.

Ich beschloss, mit ihm auszugehen. Da wir nur den Hund bekommen hatten, machte ich mich auf die Suche nach einem passenden Halsband und einer Leine. Ich schätze mich glücklich, beides auf Anhieb gefunden zu haben. Also raus auf die Straße. Mit Hund hat man immer einen guten Grund, die Nachbarschaft zu erkunden. Und die findet's lustig, der weiße Hund, der mit strammer Geschwindigkeit und straff gespannter Leine den Mzungu (weißen Mann) hinter sich herzieht. Will ich die Leine locker lassen, muss ich ganz schön rennen. Im Moment werd' ich noch schneller müde als Bula und die Rennerei hatte einen hübschen heftigen Muskelkater zur Folge.

Beeindruckt bin ich von seinem Charakter. Er ist treu, will gekrault werden und spielt gerne. Auf seine Art. Ich habe Stöcke geworfen, in der Hoffnung er bringt ihn zurück. Er rennt auch dem Stock hinterher - und zerbeißt ihn. Also, dacht ich, spiel ich Ball mit ihm. Den Tennisball, den ich ihm zugeworfen habe, hat er innerhalb kurzer Zeit zerkaut. Mir war ganz anders. Wenn er den nun frißt? Irgendwann habe ich ihn ablenken können und die verbliebene, schlabbrige Hälfte des Balls sicherstellen können.

Abends zieht er vor, nicht in der Hundehütte zu schlafen. Er wartet an der Hausseite, bis der Nachtwächter gekommen ist, dann macht er mächtig Krawall. Ich muss den Nachtwächter regelmäßig am Tor abholen. Danach legt er sich mit aufgestellten Ohren vor unsere Haustür. Wenn's im Haus ruhiger wird, legt er sich neben dem Eingang zur Ruhe. Aber bei dem kleinsten fremden Geräusch ist er hellwach.

Kommt Evelyn oder ich morgens früh an die Tür, streckt er sich ausgiebig und erwartet seine Streicheleinheiten. Neulich sagte Evelyn, als wir im Wohnzimmer saßen: "Es riecht nach Hund."
"Der ist draußen. Wir haben einen Draußen-Hund."
"Eben." antwortete sie. "Es riecht hier drinnen nach Hund." Heißt das jetzt, einen Meter fünfzig Abstand? Mittlerweile aber mag Evelyn ihn auch. Das mit dem Abstand hat sich jetzt erübrigt.

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